Freitag, 4. September 2009

Kepler und Newton

„Noch einmal zu Newton. Ich habe in deinen Büchern gelesen, dass der Angelsachse einen elementaren Fehler machte, indem er die richtigen Berechnungen des Deutschen Johannes Kepler über die Bewegungen der Planeten um eine Potenz verfälschte, um so sein eigenes Gravitationsgesetz zu untermauern. Aber du musst zugeben, dass es nicht einfach ist, zu verstehen, was Potenzen sind, zumal Kepler über anderthalbfache Potenzen schrieb. Wer weiß denn schon, was das ist?“
„Heute ist das kein Problem mehr, denn das kann jeder einfache Taschenrechner. Immerhin wird Newton seit über drei Jahrhunderten als einer der größten Mathematiker und Physiker der Geschichte gefeiert. Ich mache Newton keinen Vorwurf, denn zu seiner Zeit wussten die Menschen so gut wie nichts über Materie und den Kosmos, nur wenige hatten mathematische Kenntnisse und es gab keine Messgeräte. Aber seit rund hundert Jahren wäre es leicht möglich gewesen, alle Fehler zu erkennen. Denn jeder Mathematiklehrer weiß: Addiert man die Potenzen in einer Gleichung, multiplizieren sich die Ergebnisse. Sehen wir uns mal an, was da gelaufen ist:
Kepler sagte vollkommen korrekt in seinem Dritten Gesetz: Die Umlaufzeiten der Planeten entsprechen den anderthalbfachen Potenzen der Entfernungen. Newton machte daraus: Die Quadrate der Umlaufzeiten entsprechen den dritten Potenzen der Entfernungen.
Das war sein elementarer Fehler. Kein Physiker oder Mathematiker hat ihn bislang erkannt. Doch jeder halbwegs begabte Schüler könnte den mathematischen Unterschied leicht finden, wenn man ihm dazu die Möglichkeit gäbe. Aber das lassen unsere Wissensfilter nicht zu. Weil sonst das ganze mühselig aufgebaute System zusammenbricht. Und in modernen Büchern und im Internet wird das richtige Gesetz Keplers falsch dargestellt. Nur in alten Schriften finden wir das Original. Es ist eine Schande für die Mathematik.“
„Du weist doch, was einmal festgeschrieben ist, darf nie mehr angetastet werden“, bemerkte Charon.
„Ja, darum sitzen auch die Astrophysiker in einer ausweglosen Sackgasse, sie berechnen mit Newtons Gravitationsgesetz dort draußen im Kosmos ausschließlich superdichte Körper, die aus so genannter entarteter Materie bestehen sollen und sich sozusagen aus eigener Kraft selbst verdichten können, bis hin zu Schwarzen Löchern. Dabei ist es sehr einfach, zu verstehen, dass sich kein flüssiger oder fester Körper verdichten lässt, schon gar nicht aus eigener Kraft. Das ist nicht einmal durch einen von außen wirkenden Druck möglich, egal wie hoch dieser ist.
Die Anerkennung und Weiterentwicklung der Gravitationstheorie Newtons war daher das Schlimmste, was der Menschheit passieren konnte, denn sie hat auch zu den perversen Berechnungen geführt, der Kosmos sei durch einen Urknall aus einer Punktmasse entstanden. Besonders tragisch finde ich, dass sich mit dem mechanischen Weltbild Newtons eine Gesellschaft entwickelte, die ebenso seelenlos und unnatürlich ist wie der von ihnen berechnete Kosmos.“